Zinn – das schreiende Metall
Wer reines Zinn in Form einer Stange in die Hand nimmt und diese verbiegt, wird sich das Zinngeschrei anhören können. Im Inneren des Metalls reiben Kristalle aneinander, die das seltsame Geräusch erzeugen. Das funktioniert tatsächlich, jedoch nur bei wirklich reinem Zinn. Schon kleinste Beimengungen anderer Metalle, wie etwa Blei, verhindern die Geräusche. Ein guter Weg, beim Metall Ankauf festzustellen, in welcher Qualität der jeweilige Metallschrott in Form von Zinn angeboten wird.
Zinn ist im Verhältnis zur jährlichen Abbaumenge und den bisher entdeckten Lagerstätten ein relativ seltenes und zugleich auch, zumindest unter bestimmten Aspekten, ein kritisches Metall. So bestehen im Kongo Zinn-Minen, aus deren Gewinn vermutlich Waffen für Rebellen- und Terrororganisationen erworben werden. In der Liste der größten Förderländer steht das afrikanische Land an 8. Stelle. Mit weitem Abstand ist China der größte Produzent von Zinn, gefolgt von Indonesien und Myanmar. Im Jahr 2015 betrug die Fördermenge 289.000 Tonnen. Gleichzeitig betrug der Verbrauch im Jahr 2015 um die 344.000 Tonnen.
Die gesamten Reserven der Förderländer betragen aktuell 4.700.000 Tonnen. Der Bedarf übersteigt in den letzten Jahren regelmäßig die Fördermenge, wodurch sich auch die Preisspirale recht kräftig nach oben dreht.
Zinn – es wird überall gebraucht
Es ist nicht schwer zu erraten, in welchem Bereich am meisten Zinn verbraucht wird. In der Elektronik. Nach wie vor werden die Bauteile auf Platinen und Schaltungen verlötet und dazu wird Zinn benötigt. Der Bedarf stieg weiter an, seit im Jahr 2006 in der EU ein Verbot der Zugabe von Blei erlassen wurde. Lötzinn macht gut die Hälfte des jährlichen Gesamtverbrauchs des Schwermetalls aus. Ein Ersatz für das Lötzinn ist auf weiter Flur nicht in Sicht und die Anzahl der Geräte, Anlagen und Maschinen, in denen eine Platine verbaut ist, steigt rasant. Zinn könnte sogar in der kommenden Halbleitertechnik eine entscheidende Rolle spielen und damit zum Hightech-Material aufsteigen. Davon abgesehen finden sich zahlreiche Produkte, in denen Zinn verarbeitet ist. Nach dem Lötzinn sind es vor allem Weißblechdosen, die sehr viel Zinn verbrauchen. Die lebensmittelechte Zinnbeschichtung sorgt dafür, dass in den Dosen die Lebensmittel lange aufbewahrt werden können, ohne den metallischen Geschmack des Blechs anzunehmen. Vom Handy über Fahrzeuge, Batterien, Zahnpasta, Tiermedizin und Solarpaneele, alle benötigen Zinn in der einen oder anderen Form. Dabei war das nur ein kleiner Ausschnitt der Produkte mit Zinnbedarf. Das Metall ist dem Menschen fast schon so lange bekannt wie Kupfer und es ist neben diesem der Hauptträger einer Epoche in der menschlichen Entwicklung, der Bronzezeit.
Die Geschichte des Zinn
Vor etwa 4400 Jahren begann das Zeitalter der Bronze. Viele Jahrhunderte zuvor wurde das Kupfer und etwas später auch das Zinn entdeckt und verhüttet. Aus beiden Metallen lässt sich Bronze legieren, das härter als das bisher verwendete Kupfer ist. Anfänglich waren es nur Schmuckgegenstände, später dann Werkzeuge und Waffen, die aus Bronze gefertigt wurden. Lange blieb Zinn nur ein Legierungsbestandteil für Bronze, bis im alten Griechenland andere Verwendungszwecke für das Schwermetall gefunden wurden. Die Griechen machten unter anderem zum ersten Mal in der Geschichte aus Zinn Geschirr. Teller und Trinkbecher. Die Römer entwickelten das Spektrum der Anwendungen um Zinn weiter. So etwa Spiegel aus Zinn. Das erlaubt den Sprung hin zur modernen Fensterglasherstellung. Flachglas wird auf einem Bett aus flüssigem Zinn gefertigt und erhält so seine spiegelglatte Oberfläche. Allerdings wurden auch Bleirohre für Wasserleitungen mit Zinn verlötet und das schon im alten Rom, aber auch noch im 19. Jahrhundert. Das war der Gesundheit vieler Menschen abträglich. Aber eben aufgrund des Bleis und nicht des Zinns.
Zinn im Altmetallankauf
Zinn als Bestandteil von Bronze oder Stahllegierungen wird nicht gesondert recycelt. Wohl aber das als Lötzinn auf Platinen eingesetzte Zinn. Zu dessen Rückgewinnung wurden verschiedene Verfahren entwickelt. Das lohnt sich durchaus. In der Liste der Preise für Metallschrott verzeichnet 99-prozentiges Zinn aktuell 16,50 Euro je kg im Ankauf. Je niedriger der Zinnanteil, desto geringer natürlich auch der Ankaufspreis im Schrotthandel. So liegt etwa Zinngeschirr mit 85 bis 97 % Zinn bei 12,50 pro kg. Lötzinnstangen mit Anteilen zwischen 25 und 63 % Zinn werden je nachdem für 2,50 bis 9 Euro im Metallhandel angekauft. Versilbertes Zinnbesteck erreicht je nach Silberanteil 8 bis 17,50 Euro.
Obwohl der Bedarf gegeben ist, hält sich die Recyclingquote bei Zinn sehr zurück. Dabei ist in der Liste der zum Metall Ankauf geeigneten Materialien das Zinn nach Hartmetall das teuerste Produkt, weit vor Kupfer oder Messing. In der nahen Zukunft ist mit weiteren Preissteigerungen beim Zinn zu rechnen. Es lohnt sich also, Altmetall aus Zinn oder mit Bestandteilen an Zinn zu sammeln und zu verkaufen. Natürlich ist Zinn etwa von Silber preislich noch sehr weit entfernt, aber wer weiß, welche Ideen Ingenieure und Entwickler noch haben, bei denen Zinn benötigt wird.